Knochenaufbau

Knochenaufbau

Implantate brauchen ein gesundes Fundament


Weil es notwendig ist

Der Knochenaufbau (wissenschaftlich: Augmentation von lateinisch: augmen=Vermehrung, Zuwachs) bezeichnet die Wiederherstellung verloren gegangener knöcherner Strukturen. Diese kann mit körpereigenen, körperfremden oder synthetischen Materialien erfolgen. Der Knochenaufbau kann in Form eines soliden Knochenblockes oder mit granuliertem Knochenspänen durchgeführt werden. Die Variationen der Knochenformen sind hier vielfältig. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen einer Erhöhung des Knochens (vertikaler Aufbau) und einer Verbreiterung des Knochens (horizontaler Knochenaufbau). Der vertikale Aufbau wird in den meisten Fällen nur im Oberkiefer durchgeführt, während der horizontale Aufbau im Ober- und Unterkiefer durchgeführt werden kann.

a) Vertikaler Knochenaufbau (Sinuslift)

Ist die Kieferhöhle zu weit ausgedehnt, reicht das Knochenangebot in der vertikalen Dimension im Oberkiefer häufig nicht mehr aus, um ein Implantat stabil zu inserieren. Gründe für eine Ausdehnung der Kieferhöhle bzw. den Abbau von Knochen können das Alter, frühzeitiger Zahnverlust, Parodontitis, chirurgische Interventionen, Tumoren der Kieferhöhle oder des Knochens sowie Osteoporose darstellen. Da die meisten Implantate mindestens 6mm lang sind, häufig jedoch deutlich länger, ist eine entsprechend Dicke Knochenplatte erforderlich, damit diese fest einheilen können. Ist dies nicht der Fall, so muss ein Sinuslift vorgenommen werden. Je nach Restknochenangebot muss entweder ein interner oder ein externer Sinuslift durchgeführt werden.

Beim internen/indirekten Sinuslift wird eine Bohrung vorgenommen, die bis kurz vor die Kieferhöhle reicht, so dass eine ca. 1mm dicke Knochenplatte stehen bleibt. Diese wird mit einem kleinen Stößel und einem Hammer leicht hochgeklopft, bis die Knochenplatte durchbricht. Das verbleibende Fragment wird dabei hochgedrückt und dient als obere "Begrenzung" oder eine Art Dach und schützt die darüber liegende Innenschleimhaut der Kieferhöhle. Die Schleimhaut, die die Kieferhöhle auskleidet, wird hierbei im Idealfall nicht verletzt, sondern lediglich angehoben. (Daher der Name "Sinuslift") Jetzt können vor dem Eindrehen des Implantates durch die Bohrung feine Knochenspäne (menschlichen, tierischen oder synthetischen Ursprungs) mit dem Stößel hochgepresst werden, die dann unter dem Knochenfragment bzw. Dach unter der Schleimhaut verbleiben und einheilen. Anschließend wird das Implantat eingedreht, welches die Bohrung dicht verschließt. Unter der hochgedrückten Schleimhaut sammelt sich Blut, welches zusammen mit den Knochenspänen und einigen Monaten Zeit zu festem Knochen verwachsen.

Durch dieses Vorgehen wird auch der Bereich um die Implantatspitze, welcher aufgrund des Knochenmangels ohne den internen Sinuslift eigentlich nicht von Knochen umgeben wäre, knöchern durchbaut. Somit ist der interne Sinuslift ein Verfahren, welches gemeinsam mit der Implantation vorgenommen wird. Beim internen Sinuslift ist die Symptomlage ähnlich wie bei der reinen Implantation ohne Knochenaufbau, da dieser Eingriff aus chirurgischer Sicht gering invasiv ist und der Schwellungszustand des Patienten nicht umfangreicher als bei der reinen Implantation ausfällt.


Symptome mit denen nach einem internen Sinuslift zu rechnen sind:

  • leichte Schwellung
  • leichte bis mäßige Schmerzen
  • ggfs. leichtes Nasenbluten
  • leichte Nachblutung der Wunde
  • kaum bis mäßig reduzierter Allgemeinzustand


Eine leichte Kühlung der Wunde sowie Antibiotikum und bei Bedarf Schmerzmittel wird empfohlen. Nach 7 Tagen erfolgt die Nahtentfernung.

Ist das Knochenangebot sehr gering (weniger als 5mm), reicht der oben beschriebene Vorgang nicht aus, da mit dem internen Sinuslift die Schleimhaut der Kieferhöhle ca. 3-4 mm angehoben werden kann. Darüber hinaus ist die Anhebung der Schleimhaut über 5mm nicht empfohlen, da die Gefahr eines Risses der sogenannten Schneider'schen Membran zu befürchten ist. Dies hätte zur Folge, dass die eingebrachten Knochenspäne in der Kieferhöhle verteilt werden und zu chronischen Infektionen führen könnten.


In Fällen mit sehr geringem Knochenangebot ist ein externer Sinuslift indiziert. Hierbei ist je nach Restknochenangebot wie bei dem internen Sinuslift eine gleichzeitige Implantation möglich. In einigen sehr schweren Situationen ist durch den restlichen Knochen kein ausreichender Halt für die Implantate mehr gegeben, so dass nur der reine Knochenaufbau vorgenommen werden kann. Hier ist eine Einheilzeit des Knochens von 6-12 Monaten empfohlen.


Beim externen Sinuslift wird im Mund an der Stelle, an der die Implantate gesetzt werden sollen, die Schleimhaut auf der Außenseite der Zähne durch einen kleinen Schnitt minimal bei Seite geschoben, damit der Knochen sichtbar ist. Um an die Schleimhaut der Kieferhöhle zu gelangen, muss dieser dünne Knochen mit einer feinen Fräse entfernt werden. Anschließend kann die Schleimhaut der Kieferhöhle nach oben gehoben werden, damit feine Knochenspäne (erneut menschlichen, tierischen oder synthetischen Ursprungs) in diesen Bereich eingelegt werden können. Durch Blut, welches dort einströmt und somit auch einwandernde Knochenzellen, wird gemeinsam mit dem Ersatzknochenspänen nach einigen Monaten fester Knochen hieraus entstehen. Der zuvor durch die Fräse entfernte Knochen wächst mit der Zeit nach. Dadurch, dass unter der angehobenen Schleimhaut fester Knochen entsteht, kann durch diese Methode die Knochenplatte im Extremfall sogar von 1mm Restdicke auf 10mm verdickt werden! Wie oben bereits erwähnt, kann je nach restlichem Knochen noch parallel zu dem Anheben der Schleimhaut und einbringen der Knochenspäne noch zusätzlich ein oder mehrere Implantate eingesetzt werden.


Nach einem externen Sinuslift ist mit deutlich intensiveren Symptomen zu rechnen, als bei dem internen:

  • starke Schwellung
  • ggs. Nasenbluten
  • mäßige und u.U. auch stärkere Schmerzen (Schmerzmittel wird immer verschrieben!)
  • u. U. reduzierter Allgemeinzustand
  • ggfs. Nachblutungen
  • ggfs. größere Hämatome



Eine ausreichende Kühlung und Einnahme von Schmerzmitteln und Antibiotika wird stets empfohlen. Nach 7 Tagen erfolgt die Nahtentfernung.


b) horizontaler Knochenaufbau

Es kann sowohl im Ober- als auch im Unterkiefer zu einem Knochenabbau in der horizontalen Ebene kommen. Dies geschieht meistens, wenn ein Zahn gezogen worden ist. Der Abbau kann innerhalb weniger Monate, manchmal aber auch erst innerhalb von Jahren ablaufen. In solchen Fällen ist das Knochenangebot häufig zu schmal, um ein Implantat zu inserieren. Werden diese biologischen Grenzen missachtet und es wird implantiert, obwohl nicht genügend Knochen vorhanden ist, droht langfristig ein Rückgang des Zahnfleischs und auch des Knochens, was häufig einerseits ästhetische Probleme mit sich bringt, da Gewindeanteile des Implantates sichtbar werden. Andererseits können auch Entzündungen und Schmerzen vorkommen, wenn sich das Zahnfleisch zurückzieht. Langfristig droht in solchen Fällen der Implantatverlust.


Um diese Komplikationen zu vermeiden, ist es absolut notwendig, das Knochenangebot zu verbreitern. In Fällen mit sehr geringen Defekten kann das Implantat gesetzt werden und es werden intraoperativ Knochenchips  (menschlicher, tierischer oder synthetischer Herkunft) an den Stellen platziert, wo das Gewinde nicht vollständig von Knochen bedeckt ist. Im Anschluss wird eine Membran (meist tierischer Herkunft) über die Knochenchips gelegt und das OP Gebiet wird dicht vernäht. Dieses Vorgehen ist zulässig, wenn noch genügend Knochen vorhanden ist, um das Implantat stabil einsetzen zu können.


In vielen Fällen beträgt die Knochendicke in der horizontalen Ebene jedoch nur noch 5 mm oder weniger. Hier reicht das oben beschriebene Vorgehen nicht mehr aus. In diesen Fällen muss ein Knochenblock an der Schmalstelle festgeschraubt werden. Dieser Knochenblock kann von menschlichen Spendern stammen oder vom Patienten selber entnommen werden. Die besten Einheilquoten liefert autologer Knochen, d. h. Knochen, der dem Patienten entstammt.

Dieser Knochenblock kann aus verschiedenen Regionen entnommen werden. Wir bevorzugen die Entnahme aus der Region der Weisheitszähne.


Nach der Entnahme wird die OP-Region dicht vernäht. Im Anschluss wird der Knochenblock mit kleinen Schräubchen an der Empfängerstelle, die zu schmal ist, festgeschraubt. Danach wird eine Membran darüber gelegt und alles dicht vernäht. Da der gesamte Eingriff unter einer starken Anästhesie stattfindet, ist der Eingriff schmerzfrei.


Der Knochenblock muss ca. 3 Monate einheilen, bevor das Implantat gesetzt werden kann. Am Tag der Implantation werden zuerst die Halteschrauben des Blöckchens entfernt und das Implantat gesetzt. Danach gelten die üblichen Einheilzeiten der Implantologie.


Nach einer Knochenblockverpflanzung muss mit folgenden Symptomen gerechnet werden:

  • Schmerzen
  • Schwellung
  • eingeschränkte Mundöffnung
  • Hämatome
  • Taubheitsgefühl der Wange


Gegen die Schmerzen wird zumeist Ibuprofen verschrieben. Eine regelmäßige Kühlung verringert die Schwellung und die Mundöffnung verbessert sich im Laufe von 5- 7 Tagen. Ein Taubheitsgefühl kann für einige Tage bis Wochen bestehen, jedoch stellt sich die normale Innervation auch hier mit der Zeit wieder ein.


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